Lars Wagener ist seit über einem Vierteljahrhundert in der Lebensmittelbranche tätig und hat in dieser Zeit so manche Herausforderung gemeistert. Doch was derzeit bei der Laurens Spethmann Holding geschieht, ist auch für ihn außergewöhnlich. Das Familienunternehmen, zu dem Meßmer, Milford, Onno Behrends und Yasashi gehören, konnte im vergangenen Jahr gute Geschäfte machen. Allerdings gab es auch einen Verlust: Firmengründer Laurens Spethmann verstarb im Alter von 91 Jahren.
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CEO von Laurens Spethmann Holding: Preiserhöhungen bei anderen Produkten unvermeidbar
Der Lockdown bescherte der Laurens Spethmann Holding ein erfolgreiches Jahr, doch bereits im Folgejahr stand CEO Lars Wagener vor neuen Herausforderungen. Lieferengpässe, Handelskonflikte und Preissteigerungen müssen bewältigt werden.
Tee als Trendgetränk: Steigender Konsum weltweit
CEO Lars Wagener empfängt das Abendblatt in der unscheinbaren Firmenzentrale der Laurens Spethmann Holding nahe Hamburg. Beim Genuss einer Tasse Tee beschreibt er, wie sich das Konsumverhalten während der Corona-Pandemie verändert hat. Das vermehrte Konsumieren von Tee zu Hause hat dem Unternehmen zugutekommen.
Lars Wagener, CEO der Laurens Spethmann Holding, lädt das Abendblatt in die unscheinbare Firmenzentrale vor den Toren Hamburgs ein. Bei einer Tasse Tee erklärt er, dass sich das Außer-Haus-Geschäft in der Corona-Zeit zum Konsum zu Hause verschoben hat. Das erhöhte den Teekonsum und war gut für das Unternehmen.
LSH von gestörten Lieferketten betroffen: Auswirkungen auf Produktion und Vertrieb
Während der Pandemie haben die Verkäufe von Nüssen und Backzutaten zugenommen, da mehr Menschen zu Hause gebacken haben. Doch nun geht der Absatz zurück. Laurens Spethmann Holding hat es geschafft, die Lieferkette aufrechtzuerhalten, jedoch haben Preissteigerungen und Handelskriege den Gewinn um 50% reduziert, da das Unternehmen die Kunden über die Eigentümerinteressen gestellt hat.
Die gestörten Lieferketten stellen für die Laurens Spethmann Holding ein Problem dar, das mit höheren Kosten verbunden ist. Die Läger sind voll, da den Lieferketten die Flexibilität abhandengekommen sei. Zudem muss alles verlässlich da sein, um die Lieferfähigkeit sicherzustellen, was Kapital bindet. Ein weiteres Problem sei die Pandemie selbst.
Lars Wagener, Chef der Laurens Spethmann Holding, erklärt, dass die gestörten Lieferketten während der Pandemie zu einem höheren Aufwand bei der Beschaffung von qualitativ hochwertigen Produkten aus den Ursprungsländern geführt haben. Zudem seien Qualitätskontrollen aufgrund von Reisebeschränkungen und Ausgangssperren erschwert gewesen. In einigen Fällen seien Ernten sogar ausfallen und Sammler nicht zur Arbeit gekommen.
Preisanstieg bei Frühstücks-Cerealien
Hagebutte ist ein wichtiger Bestandteil von Früchtetees und wird für gewöhnlich aus Georgien oder Chile importiert. Aufgrund von COVID-19 konnten Sammler zeitweise nicht aus dem Haus gehen, was zu Engpässen bei der Rohware führte. Hagebutten können nicht drei Monate später geerntet werden, da sie bis dahin kaputt sind.
Früchtetees enthalten oft Hagebutte als wichtigen Bestandteil. Doch aufgrund von Corona-Maßnahmen durften Sammler zeitweise nicht aus dem Haus, was zu Engpässen bei der Rohware führte. Die Hagebutte, die für Tee verwendet wird, stammt normalerweise aus Georgien oder Chile und muss rechtzeitig geerntet werden, da sie sonst kaputtgeht.
Handelskonzerne im Preiskampf
Der Anstieg der Gaspreise hat erhebliche Auswirkungen auf die Herstellung von Cerealien wie Cornflakes, da diese Produkte eine hohe Energiemenge benötigen. Laut LSH kann eine Einsparung von bis zu 25 Prozent vorgenommen werden, um die Produktion aufrechtzuerhalten. Allerdings sind Preissteigerungen von über 20 Prozent für Cerealien unvermeidlich. Auch Mittelständler sind vom Preiskrieg der Handelskonzerne betroffen, was gelegentlich zu Lieferengpässen führen kann.
Handelsunternehmen wollen niedrigere Preise durchsetzen
Wagener, Manager bei LSH, ist so engagiert in der Sache, dass er sogar seinen Tee kalt werden lässt. Der ehemalige Mitarbeiter von Mars, Danone und Griesson – de Beukelaer ist frustriert darüber, dass Handelsunternehmen wie Edeka, Rewe oder Aldi versuchen, die Preise bei den Herstellern zu drücken. Für Wagener sollten Verbraucher selbst entscheiden, welche Waren sie zu welchem Preis kaufen wollen. Die Wahlmöglichkeit sollte nicht vom Handel eingeschränkt werden. Mittelständische Unternehmen wie LSH haben es schwer, da sie bei niedrigeren Margen die erhöhten Kosten nicht durch Preissteigerungen ausgleichen können.
Tee-Firma auf der Suche nach neuen Anbauregionen
Die Klimakrise hat Auswirkungen auf den Teeanbau und führt zu steigenden Kosten, so der Manager der OTG, Wagener. Klassische Anbaugebiete wie die indische Provinz Assam fallen weg, da es dort bereits zu warm und feucht wird. Die Anbaugebiete wandern weiter in die Höhe, aber es wird prognostiziert, dass es in 50 Jahren keinen Tee mehr aus Assam gibt. Die OTG sucht daher nach neuen Anbauregionen und hat bereits begonnen, Brennnesseln in Thüringen anzubauen, da es einen Mangel an diesem wichtigen Rohstoff gibt. Allerdings müssen sie den Bauern, die anstatt Getreide Brennnesseln anbauen, eine Preisgarantie geben, was die Produkte teurer macht.
Teehersteller bringt neue Winter-Sorten auf den Markt
Obwohl die Rezession viele Branchen hart trifft, ist LSH-Chef Wagener zuversichtlich: „Ich denke, dass die Kaufzurückhaltung der Konsumenten in der Rezession auf die Lebensmittelbranche weniger Auswirkungen haben wird als auf andere Handelsbereiche. Die Menschen werden weiterhin Wert auf eine gesunde Ernährung legen wollen.“ Infolge der Energiekrise sehen sich nun auch die Spitzenköche mit Herausforderungen konfrontiert. Der Modehändler Bonprix musste seine Filiale an der Mönckebergstraße schließen, während das Unternehmen Werte Freunde weiter wächst und Schulden tilgt, aber nach Investoren sucht. Für Tee-Hersteller wie LSH bietet die Kältewelle jedoch eine Chance. Wagener erklärt: „Wenn die Menschen jetzt zu Hause ihre Heizungen runterdrehen, wird heißer Tee eine viel wichtigere Rolle spielen. Wir hoffen, dass sie mehr Tee trinken.“ Deshalb hat LSH sein Sortiment an Wintertees komplett überarbeitet und bietet nun auch eine Fantasy-Tee-Kollektion mit Elfen, Drachen und Einhörnern an.
