Das große Aus für Garam Masala: Edeka trägt nicht allein die Schuld 

Rewe, Edeka und andere Supermarktketten trifft es plötzlich und unerwartet. Sie sind dazu aufgerufen, Gewürze und Gewürzmischungen der Firma Markranstädt GmbH aus dem Regal zu räumen. Vom beliebten indischen Klassiker Garam Masala bis zum weihnachtlichen Lebkuchengewürz reicht das Spektrum der insgesamt 20 gebrandmarkten Produkte. Doch was bewegt das renommierte Unternehmen zu einem derart drastischen Schritt?

Spuren von 2-Chlorethanol als “Übeltäter” der “Räumungsaktion”

Aufmerksamen Leserinnen und Lesern wird aufgefallen sein, dass Gewürze Markranstädt bereits im Dezember 2021 zum Rückruf drängte. Grund war die in eigenen Untersuchungen entdeckte Substanz 2-Chlorethanol, die laut Gesetz nichts in Gewürzen oder anderen Nahrungsmitteln zu suchen hat.

Bestimmte Chargen Zimt wurden als Ursprung des Problems entlarvt. Da diese in Form von beliebten Gewürzmischungen bereits ihren Weg in die Regale einschlägiger Supermärkte wie Edeka gefunden hatten, blieb nur die Radikallösung: Sämtliche belastete Produkte schnellstmöglich zurückzurufen.

Doch inwiefern ist ein derartiger Aufwand zu rechtfertigen? Handelt es sich hier nur um Panikmache oder ist tatsächlich höchste Vorsicht geboten?

2-Chlorethanol unter der Lupe

Die Antwort lautet: “Ja”. Es ist nicht nur Vorsicht, sondern auch Eile geboten, wenn Rückstände von 2-Chlorethanol, auch unter dem Begriff Ethylenchlorhydrin bekannt, in Lebensmitteln festgestellt werden. Schließlich handelt es sich hier um eine der giftigsten organischen Halogen-Verbindungen, deren schädliche Folgen für Gesundheit und Wohlbefinden kaum messbar sind. Das Unternehmen Gewürze Markranstädt hat folglich vorbildlich gehandelt und mit seiner Rückruf-Aktion die gebührende Verantwortungsbereitschaft bewiesen.

Wäre nur noch die Frage zu klären, wie eine derart giftige Substanz ihren Weg in die Chargen Zimt, von dort ins Garam Masala und weiter in die Regale populärer Supermarktketten wie Edeka finden konnte. Vor allem dann, wenn wie oben bereits angedeutet, 2-Chlorethanol hierzulande verboten ist?

Exkurs: 2-Chlorethanol in der deutschen Lebensmittelindustrie

Eine berechtigte Frage, denn 2-Chlorethanol ist in Deutschland seit Jahrzehnten nicht mehr legal im Gebrauch. Um genau zu sein, wurde der Stoff bis zum Jahre 1981 zur Vernichtung von Pilzen, Bakterien und Viren verwendet. Die Erkenntnis, dass es sich hier nicht nur um eine hochgiftige, sondern auch erbgutverändernde Substanz handelt, führte jedoch rasch zum Verbot von Ethylenoxid und seinem Umwandlungsprodukt 2-Chlorethanol in der Lebensmittelbranche.

Wie die giftigen Rückstände ins Garam Masala gelangten, bleibt folglich ein Rätsel.

Drittländer als Ursprungsort für “vergiftetes” Garam Masala

Was in Deutschland lange erkannt und entsprechend verboten wurde, wird in anderen Ländern offenbar nicht ganz so ernstgenommen. Entsprechend wird Ethylenoxid an vielen Orten weiterhin als Sterilisierungsmaßnahme eingesetzt. Die Vermutung liegt also nahe, dass der Giftstoff in Drittländern in die würzigen Mischungen gelangte. China und Indonesien zählen zu den weltweit führenden Produzenten von Zimt. Ein mögliches Szenario ist, dass das für den Export bestimmte Gewürz vor der Verschiffung mit Ethylenoxid behandelt wurde.

Garam Masala bei Edeka gekauft: Was tun?

Dass viele Verbraucherinnen und Verbraucher nunmehr eine gewisse Unsicherheit beschleicht, ist nur allzu gut verständlich. Was, wenn das vor Kurzem bei Edeka erworbene Garam Masala oder andere Gewürz Zimt enthält und möglicherweise zu den “vergifteten” Produkten zählt?

Die gute Nachricht: Befindet sich die Chargennummer des jeweiligen Gewürzes auf der Liste betroffener Gewürze, so erstattet Edeka den Kaufpreis zurück.